"Ich hätte nie gedacht, dass meine Mutter das Trinken aufgeben und anfangen würde, sich um uns zu kümmern. Ich fühle mich frei, wieder ein Kind zu sein und das zu tun, was ich schon längst hätte tun sollen. Ich möchte wirklich die 8. Klasse beenden. Im Zentrum sagt man mir, dass ich schnell lerne und im Alphabetisierungskurs sehr gut abschneide. Ich lerne und schreibe lieber an der Tafel, als mich um Kinder zu kümmern. Mir ist es egal, was die anderen sagen. Ich möchte auf meine Ausbildung stolz sein, und nicht auf einen Mann und ein Kind. Ich denke, dieser Trend, dass man sehr früh Kinder bekommt, sollte ein Ende haben. Ich sage allen Mädchen, dass die Schule interessanter und wichtiger ist und dass sie später Zeit für das Leben eines Erwachsenen haben. Das sagen mir die Frauen in der Alphabetisierungsgruppe immer wieder."
Izabela*, 16, ist die älteste von sieben Geschwistern Sie verließ die Schule mit acht Jahren, um sich um ihre Brüder und Schwestern zu kümmern. Jeden Morgen bereitete sie sie für den Kindergarten und die Schule vor, zog sie an und machte ihnen Frühstück. Als der Fall ihrer Familie den Sozialarbeitern des Zentrums bekannt wurde, taten sie alles, was sie konnten, um Abhilfe zu schaffen, und innerhalb von zwei Jahren gelang es ihnen, Arbeit für die Eltern zu finden und Izabela eine normale Kindheit zu ermöglichen.
Sie schloss sich der Alphabetisierungsgruppe in einem unserer Zentren in Rumänien an und fing bei Null an, als ob sie zum ersten Mal ein Buch oder einen Brief sah. Sie erwies sich als eine sehr gute Schülerin. Seit Februar 2019 lernt Izabela im Rahmen der offiziellen Kurse des Programms "Zweite Chance". Endlich, nach vielen Jahren, geht sie wieder normal in die Schule. Manchmal schämt sie sich wegen ihres Alters, aber sie hat gelernt, stolz ihre Schultasche zu tragen, und ist sehr entschlossen, ihre Pflichtschulzeit zu beenden.
Nach der Schule möchte Izabela nähen oder kunsthandwerklich arbeiten lernen und gemeinsam mit ihren Freunden mehr lernen.
*Name geändert.